13.06.2021
Lettering mit Alkoholmarkern
Alkoholbasierte Marker kennt man vor allem in der Illustration. So langsam spricht sich aber herum, dass sich mit ihnen auch tolle Handletterings gestalten lassen. Wir von Sutter in Freiburg sprechen mit Handlettering-Artist Kathrin-Nina Vinko über Alkoholmarker, ihre Besonderheiten und welche Techniken man mit ihnen anwenden kann.
Hallo Kathrin, inwiefern unterscheiden sich alkoholbasierte Marker von wasserbasierten Markern?
Alkoholbasierte Marker gibt es schon lange, sie werden vor allem von Illustratoren zum Kolorieren eingesetzt. So langsam etablieren sich Alkoholmarker, wie zum Beispiel der ABT PRO von Tombow, auch im Letteringuniversum. Und das zu Recht, denn sie bringen ganz tolle Eigenschaften mit sich: Die Farben lassen sich mit der richtigen Technik stufenlos miteinander verbinden und behalten dabei ihre ganze Strahlkraft. Besonders beim Blending, also wenn man Farben ineinander verlaufen lassen möchte, machen sich diese Eigenschaften bezahlt. Bei wasserbasierten Markern muss man Wasser hinzugeben, um die Farben verschwimmen zu lassen, dadurch verwässern auch die Pigmente und die Farben werden zarter und blasser. In alkoholbasierten Markern ist das Lösungsmittel bereits enthalten. Man kann die Farben direkt mit weichen Übergängen, ohne Rückstände, Wasserflecken oder Pigmentverluste verbinden. Alkoholmarker mit einer Pinselspitze wie der ABT PRO lassen sich gleichzeitig toll für Brushletteringtechniken einsetzen.
Wie sollte ich beim Blending mit Alkoholmarkern vorgehen?
Ich arbeite mit dem sogenannten Federstrich. Diese Technik habe ich selbst entwickelt und sie ist leicht anzuwenden, wenn man einmal den Dreh raus hat. Möchte ich zwei Farben ineinander verlaufen lassen, beispielsweise innerhalb eines senkrechten Balkens, gehe ich so vor: Den Alkoholmarker mit der ersten Farbe setze ich am oberen Ende des Balkens an. Dann ziehe ich den Pinselstrich von oben nach unten, wobei ich zur Mitte hin immer weniger Druck ausübe, ihn also "ausfedern" lasse. Mit der zweiten Farbe gehe ich genau so vor, diesmal allerdings von unten nach oben: Unten übe ich stärkeren Druck aus, zur Mitte hin immer weniger. Ich arbeite die Farben also aufeinander zu. In der Mitte des Federstrichs befinden sich weniger Farbpigmente und der Alkohol verbindet die Farben miteinander – der Übergang zwischen den beiden Tönen ist weich und fließend. Je besser ich diese Technik draufhabe, desto sauberer wird das Blending.
Das hört sich etwas kompliziert an. Ist Blending mit Alkoholmarkern nur etwas für Fortgeschrittene?
Ich würde Anfängern nicht empfehlen, direkt mit Blending zu starten, ganz unabhängig von der Stiftart. Idealerweise erlernt man zuerst mit Hilfe von Guides oder Workshops die Grundlagen und lernt die unterschiedlichen Stifte und ihre Eigenschaften kennen. Wenn man nach und nach Sicherheit gewinnt, kann man sich aber durchaus ans Blending mit Alkoholmarkern wagen – ich würde sagen, die Technik ist etwas für ambitionierte Anfänger.
Welches Papier sollte ich für Lettering mit alkoholbasierten Markern verwenden?
Alkoholmarker funktionieren auf vielen verschiedenen Papieren. Bristolpapier eignet sich sehr gut, ist allerdings auch etwas hochpreisiger. Die Stifte lassen sich auch auf Mixed-Media-Papieren oder Aquarellpapieren einsetzen. Hier sollte man allerdings darauf achten, dass es sich um nicht strukturiertes Aquarellpapier handelt – die Pinselspitze des APT PRO ist zwar etwas robuster als die seines wasserbasierten Zwillings, sollte aber dennoch nicht überstrapaziert werden. Das Layoutpapier von Tombow ist gut für den täglichen Einsatz, das Bristolpapier des Herstellers ist toll geeignet, wenn es etwas Besonderes werden soll.
Eignen sich Alkoholmarker auch für Illustrationen?
Unbedingt! Dort wurden sie ja ursprünglich eingesetzt und so habe ich sie auch kennengelernt. Sie eignen sich dank ihrer Strahlkraft toll für die Kolorierung. Hier macht es sich bezahlt, dass man viele verschiedene Schichten übereinander legen kann, ohne dass die Farben jedes Mal angelöst werden und somit das Papier angegriffen wird. So kann ich einen tollen Tiefeneffekt erzeugen und auch Lettering mit Illustration kombinieren. Es gibt so viele verschiedene Möglichkeiten!
Mit welchen anderen Handletteringtechniken lassen sich alkoholbasierte Marker gut kombinieren?
Das kommt ein bisschen auf das Motiv an. Der wasserbasierte ABT Dual Brushpen von Tombow ist ein toller Begleiter, wenn ich zum Beispiel einen aquarellartigen Hintergrund gestalten möchte. Fineliner in schwarz und der Fudenosuke von Tombow ergänzen Outlines, Schatten oder Blockschriften toll. Manchmal gebe ich einem Lettering sogar mit Buntstiften seinen letzten Schliff.
Liebe Kathrin-Nina, vielen Dank für diesen Einblick!
Über Handlettering-Artist Kathrin-Nina Vinko
Kathrin-Nina Vinko lebt mit ihrer Familie in der Nähe von München. "Die Nähe zu den Bergen ist fantastisch – sie inspirieren mich jedes Mal aufs Neue", sagt die gelernte Grafikdesignerin. "Allein von Berufswegen habe ich viel mit Kreativität und Typografie zu tun. Aber eigentlich bin ich kreativ tätig, seitdem ich Schere und Stift in der Hand halten kann." Vor drei Jahren hat sie das Letteringfieber gepackt – und nicht mehr losgelassen. Heute bietet sie als selbstständiger Handlettering-Artist personalisierte Papeterie, Guides, Workshops und Auftragsarbeiten an. In ihrem Onlineshop gibt es eine liebevoll kuratierte Auswahl verschiedener Letteringwerke aus ihrer Feder zu entdecken.
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