06.09.2022

Alles über den Farbkreis

Die verschiedenen Farblehren kennen Sie vielleicht noch aus der Schule. Itten, Küppers und sogar Goethe haben sich ausführlich mit dem Farbenmischen auseinandergesetzt und ganz eigene Farbkreise entwickelt. Wir von Sutter erklären Ihnen die Unterschiede und zeigen Ihnen, wie Sie die ganze Farbtheorie auch in der Praxis anwenden können, inklusive Übungsblatt zum Download.

Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegen Blätter mit den Farbkreismodellen von Itten, Goethe und Küppers. Drumherum sind bunte Farbnäpfe eines Deckfarbkastens von Pelikan verteilt. Außerdem Pinsel und Malschwämmchen. Unten rechts ragt ein Malblock ins Bild. Foto: Johanna Rundel

Was ist ein Farbkreis?

Der Farbkreise ist Bestandteil verschiedener Farblehren. In einem Farbkreis sind die "Bunttöne" kreisförmig angeordnet. Ähnliche Farben liegen meist nebeneinander, Komplementärfarben (auch Ergänzungsfarben, Gegenfarben, Kompensationsfarben genannt) liegen sich gegenüber. Es gibt nicht "den eine", allgemeingültigen Farbkreis, sondern viele verschiedenen Varianten – je nachdem, was der Farbkreis visualisiert. Zum Beispiel physikalische, technische, wahrnehmungspsychologische oder ästhetische Ordnungskriterien. Bei der Auswahl des passenden Farbkreises kommt es auch auf den Anwendungszweck an. So gelten für Druckerzeugnisse, verschiedene Farbarten (zum Beispiel Aquarell- oder gedeckte Farben) oder Bildschirmanwendungen unterschiedliche Regeln.

Welche Farblehren und Farbkreise gibt es?

Im Laufe der letzten Jahrtausende haben sich einige bekannte und weniger bekannte Persönlichkeiten mit Farblehre beschäftigt. So ordnete schon Aristoteles sieben Farben entlang einer Gerade an. Sein lineares Modell orientierte sich daran, wie sich das Licht im Laufe des Tages verändert. Später entdeckte der englische Physiker und Naturforscher Sir Isaac Newton mithilfe eines Glasprismas, dass die sieben Farben Violett, Indigo, Blau, Grün, Gelb, Orange und Rot Bestandteile des weißen Lichtes sind. Heute sind die am häufigsten verwendeten Farbkreis-Modelle die von Itten, Küppers und Goethe sowie der CMYK-Farbkreis.

Der Farbkreis nach Itten 

Den Farbkreis des Schweizer Künstlers und Kunsttheoretikers Johannes Itten kennen Sie vielleicht noch aus Ihrer Kindheit, denn die meisten Schulen nutzen ihn als Grundlage für den Kunstunterricht. Der Itten-Farbkreis unterteilt die Farben in Primär-, Sekundär- und Tertiärfarben.

Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegt ein Blatt, auf dem der Farbkreis von Itten aufgemalt wurde. Näpfchen mit den passenden Deckfarben von Pelikan sind an den entsprechenden farblichen Bereichen des Kreises platziert. Drumherum sind verschiedene Malutensilien drapiert: Deckweiß, Papier, Malschwamm, Pinsel, Wasserbehälter und Mischpalette. Foto: Johanna Rundel
Den Farbkreis nach Itten kennen Sie vielleicht noch aus dem Kunstunterricht in der Schule.

Primärfarben
Rot, Gelb und Blau sind die Primärfarben und befinden sich in der Mitte des Kreises in einem Dreieck. Primärfarben lassen sich nicht aus anderen Farben mischen. Aus ihnen werden jedoch die Sekundärfarben gemischt. 

Sekundärfarben
Aus den Primärfarben Gelb und Rot entsteht Orange. Rot und Blau ergibt Violett und mit Blau und Gelb entsteht Grün. Sie enthalten weder Anteile von Weiß noch von Schwarz und können ihre Leuchtkraft daher komplett entfalten. Die Sekundärfarben werden in Ittens Farbkreis als Dreiecke an die entsprechende Seite des Primärfarbendreiecks angegliedert. Das menschliche Auge kann etwa 160 unterschiedliche Sekundärfarben unterscheiden. 

Tertiärfarben
Im äußeren Kreis liegen dann die Tertiärfarben: Gelborange, Rotorange, Violettrot, Blauviolett, Blaugrün und Gelbgrün. Sie werden aus je einer der Primärfarben und einer Sekundärfarbe gemischt und liegen im Kreis zwischen den jeweiligen beiden Farben. Tertiärfarben heißen auch "gebrochene Farben", da sie immer Anteile aller drei Primärfarben enthalten und so eine verminderte Strahlkraft haben.  

Komplementärfarben
Die Komplementärfarben liegen im Kreis gegenüber, beispielsweise Gelb und Violett oder Rot und Grün. Grau entsteht durch die Mischung zweier Komplementärfarben. 

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Unser Tipp: Laden Sie sich das Übungsblatt von Pelikan herunter und probieren Sie das Farbenmischen im Farbkreis direkt selbst aus!  

Download "Übungsblatt Farbkreismodell"

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Der CMYK-Farbkreis 

Mit dem CMYK-Farbkreis, beziehungsweise dem CMY-Farbkreis können Sie sich einen Überblick über die Druckfarben verschaffen. Aber auch viele Deckfarbkästen – beispielsweise der K12 von Pelikan – sind auf Basis dieses Farbkreises aufgebaut.

Wie der Farbkreis nach Itten unterteilt sich auch der CMYK-Farbkreis in Primär-, Sekundär- und Tertiärfarben. Die Primärfarben sind hier aber die Grundfarben: Cyan, Magenta und Gelb (Yellow). Aus diesen drei Farben können Sie alle weiteren Farben mischen. Bei einem 50/50-Verhältnis ergeben sich dabei die Sekundärfarben Grün, Rot und Blau-Violett. Tertiärfarben erhalten Sie durch die Mischung einer Primär- und einer Sekundärfarbe oder durch die Mischung von Primärfarben im Verhältnis 1/3 zu 2/3. So erhalten Sie die Farben: Grün-Blau, Blau, Lila/Violett, Rosa-Rot, Orange und Grün-Gelb. Mit der Beimischung von Schwarz (Key) können Sie die einzelnen Farben abdunkeln.   

Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegt ein Blatt Papier. Darauf liegt ein Pinsel, eine Tube Deckweiß und ein Näpfchen schwarze Deckfarbe von Pelikan. Foto: Johanna Rundel
Mit Deckweiß können Sie Farben aufhellen, schwarz dunkelt sie ab.

Der Farbkreis nach Küppers

Der Farbkreis des Drucktechnikers Harald Liebedank Küppers basiert auf additiver und subtraktiver Farbmischung. Er ist im Grunde auch kein Kreis, sondern ein Sechseck, beziehungsweise ein Rhomboeder, bei dem sich die Grundfarben in den Ecken befinden. Küppers unterscheidet dabei nicht zwischen Primär-, Sekundär- und Tertiärfarben, sondern zwischen bunten und unbunten Farben. Er definiert dabei insgesamt acht Grundfarben, nämlich die sechs bunten Farben Gelb, Grün, Cyan, Violett, Magenta und Orange sowie die zwei unbunten Farben Schwarz und Weiß. Durch Anordnung aller acht Grundfarben an den Ecken eines räumlichen Systems (Rhomboeder), ist jede Farbe exakt bestimmbar. Dadurch eignet sich die Küppers-Farblehre besonders gut für gestalterische Entscheidungen und wird an vielen Hochschulen gelehrt. 

Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegt ein Blatt, auf dem der Farbkreis von Küppers aufgemalt wurde. Näpfchen mit den passenden Deckfarben von Pelikan sind an den entsprechenden farblichen Bereichen des Modells platziert. Drumherum sind verschiedene Malutensilien drapiert: Deckweiß, Pinsel, Wasserbehälter und Mischpalette. Foto: Johanna Rundel
Der Farbkreis nach Küppers ist im Prinzip gar kein Kreis sondern ein Rhomboeder.

Farbkreis nach Goethe

Auch der bekannte deutsche Dichter Johann Wolfgang von Goethe entwickelte eine eigene Farblehre. Er ging dabei von der Annahme aus, dass die sichtbaren Farben von Licht und Dunkelheit beeinflusst werden. Daraus leitete er die Primärfarbe Blau für die Dunkelheit und Gelb für das Licht ab. Da Purpur(rot) aus keiner anderen Farbe mischbar ist, definierte er es als dritte Primärfarbe. Diese drei „reinen“ Farben bilden die Basis seines 1820 veröffentlichten Farbkreises. Goethe beschäftigte sich zusätzlich mit der emotionalen Wirkung von Farben und ordnete jeder Farbe bestimmte menschliche Eigenschaft zu. 

Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegt ein Blatt mit Farbkreismodell von Goethe. Näpfchen mit den passenden Deckfarben sind an den entsprechenden farblichen Bereichen des Kreises platziert. In den Kreis ragt von rechts ein Pinsel von Pelikan hinein. Außerdem ist auf der rechten Seite ein Wasserbehälter und eine Mischpalette aus Keramik zu sehen. Foto: Johanna Rundel  Im Gegensatz zu den meisten anderen, hat der Farbkreis von Goethe auch eine emotionale Ebene.
Im Gegensatz zu den meisten anderen, hat der Farbkreis von Goethe auch eine emotionale Ebene.

Wann und wo kommt ein Farbkreis zum Einsatz?

Ein Farbkreis hilft Ihnen zu erkennen, welche Farben zusammenpassen und wie Sie sie am besten verwenden. Mit seiner Hilfe können Sie ihr Kunstwerk von Anfang bis Ende optimal planen. Denn eine stimmige Farbkomposition ist nicht allein eine Frage des persönlichen Geschmacks. Es gibt sogar universelle Prinzipien, die darüber entscheiden, ob ein Bild Menschen automatisch anspricht oder abstößt.

Gängige Herangehensweisen bei der Farbauswahl, die auch kombinierbar sind, sind beispielsweise die analoge Zusammenstellung der Farben, der Einsatz von Komplementärfarben oder eine monochromatische Farbwahl. Wenn Sie sich an ein paar Grundregeln halten, lassen sich Farben ganz einfach harmonisch kombinieren.

  1. Primärfarben passen immer zusammen, wirken gemeinsam allerdings ziemlich aggressiv und knallig.

  2. Komplementärfarben harmonieren miteinander, sind durch den starken Kontrast für das Auge aber schnell ermüdend.

  3. Analoge Farben, die im Farbkreis direkt nebeneinander liegen, passen gut zueinander. Bei einem analogen Farbschema dominiert eine Farbe, eine unterstützt und eine akzentuiert.

  4. Dritteln Sie den Farbkreis, um die triadischen Farben zu erhalten. Diese Farben haben den größtmöglichen Kontrast zueinander. Deshalb wirkt das triadische Farbschema besonders lebendig. Es eignet sich, um optische Kontraste oder Harmonien herzustellen, Elemente herausstechen zu lassen oder das Gesamtbild zu betonen.

  5. Wenn Sie eine Linie durch die Mitte des Farbkreises ziehen, trennen Sie die warmen Farben (Rot, Orange, Gelb), die mit Energie, Lebendigkeit und Aktion assoziiert werden von den kalten Farben (Blau, Grün, Lila), die als ruhig, friedlich und gelassen angesehen werden. Warme Farben passen gut zu warmen Farben und kalte zu kalten.

  6. Brechen“ Sie Farben, indem Sie die Komplementärfarbe beimischen. So entstehen neutrale, "dumpfe" Farben, wie beispielsweise Hautfarbtöne.

Unser Tipp: Auf der Webseite von Pelikan können Sie das Farbenmischen mit einem Standard-Schul-Deckfarbkasten virtuell üben. Probieren Sie es doch mal aus!

Übung zum Farbenmischen

Beschränken Sie Ihre Malpalette für ein paar Wochen auf bestimmte Rot-, Gelb- und Blautöne sowie Weiß und Schwarz. Dabei lernen Sie viel darüber, wie Farben miteinander interagieren. Verwenden Sie beispielsweise in der ersten Woche zum Mischen nur die warmen Farbtöne der einzelnen Primärfarben. In der nächsten Woche dann kühle Primärfarbtöne. Achten Sie auf die unterschiedliche Wirkung und finden Sie heraus, welche Kombinationen Ihnen gut gefallen.  

Unser Tipp: Sie brauchen nur wenig von einer dunklen Farbe, um eine helle Farbe zu verändern, aber wesentlich mehr von einer hellen Farbe, um eine dunkle aufzuhellen. Denken Sie beim Mischen daran!  

Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegt ein Blatt mit Farbkreismodell von Pelikan. Daneben liegt ein aufgeklappter Deckfarbkasten mit Wasserbehälter. Verschiedene Pinsel sind im Bild verteilt. In der linken oberen Ecke ragt die Verpackung des Farbkastens ins Bild. Foto: Johanna Rundel
Neben der virtuellen Übung können Sie das Mischen auch ganz analog mit unserem passenden Übungsblatt ausprobieren.
Auf einem dunkelgrauen Untergrund liegt ein aufgeklapptes Buch, in dem der Farbkreis erklärt wird. Drumherum sind verschiedene Malutensilien von Pelikan drapiert: Deckweiß, Malblock, Malschwamm, griffix-Pinsel, Wasserbehälter, Deckfarbkasten und Mischpalette. Foto: Johanna Rundel
Wenn Sie die Farblehren mit Ihrem Nachwuchs üben wollen, nutzen Sie am besten die kindgerechten Materialien von Pelikan.

Farbkästen, Pinsel und Co. bekommen Sie bei uns! 

Auch wenn Sie die Farbkreise und das Farbenmischen jetzt in der Theorie kennen – wenn Sie tiefer in die Materie einsteigen wollen, kommen Sie um das Ausprobieren und Üben nicht herum. Deshalb empfehlen wir von Sutter Ihnen gerne die passenden Farbkästen, Paletten, Pinsel und weitere Materialien, die Sie zum Malen brauchen. Auch für Kinderhände haben wir spezielles Malwerkzeug im Sortiment, beispielsweise die griffix-Serie von Pelikan. Kommen Sie gerne in unserem Geschäft in Freiburg vorbei – wir freuen uns auf Ihren Besuch!